An dieser Stelle teile ich einige meiner Erfahrungen und Gedanken über Trauer, Sterben und das Leben. Um zu informieren, inspirieren und vor allem zu enttabuisieren. Ich freue mich, wenn Du meine Beiträge kommentierst, teilst oder auch Wünsche für neue Themen einbringst.
Alles Liebe
Petra
2024-05-25
Wie letzte Woche erwähnt, war mein Einstieg in den kraftplatz-Blog anders geplant. Ich wollte mich zuerst vorstellen und erzählen, wie ich zur Sterbe- und Trauerbegleitung kam. Weil Du das Wichtigste zu meiner Person aber sowieso hier auf der Homepage («Über mich») findest, überspringe ich diesen Teil. Natürlich kannst Du mich auch einfach fragen, was Dich sonst noch interessiert. Und in jedem Beitrag steckt ja sowieso immer etwas «Petra» drin.😊 Ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen und freue mich auf Deine Rückmeldung!
«Man kriegt nur so schwere Steine in den Weg gelegt, wie man tragen kann»
Als unser Sohn Manuel völlig unerwartet in der 37. Schwangerschaftswoche starb, haderte ich mit dem Schicksal, mit meinem Weltbild und auch mit diesem Spruch. Was für ein verdammt schwerer Stein! Wie soll man aushalten, dass das eigene Baby kurz vor der Geburt stirbt? Und was passiert, wenn ich es aushalte? Denkt sich das Schicksal dann «Ach, die ist ja so stark, der kann ich noch schwerere Steine vor die Füsse werfen?». Was kommt als nächstes? Es gäbe nur noch eine Steigerung: Meine Tochter zu verlieren. Daran würde ich definitiv zerbrechen.
Aber aufgeben war zu dem damaligen Zeitpunkt keine Option. Ich war schliesslich Mama einer Dreijährigen. Einer Dreijährigen, die alles ganz intensiv miterlebte und ebenfalls trauerte. Um ihren Bruder und weil sie nun doch kein Geschwisterchen bei sich hatte. Und sie stellte Fragen, viele Fragen. Über das Leben, den Tod und wie es danach weiter geht. Also trug ich diesen Stein. Trotzdem mag ich diesen Spruch noch heute nicht.
Was wäre, wenn ich «schwächer» wäre? Wenn ich die vielen Krebs-Jahre meiner Mama mit OP, Chemo, Bestrahlung, alles gut, dann wieder doch nicht, bis hin zum letzten Atemzug bei ihr im Hospiz nicht (mit-)tragen hätte können? Wäre ich dann vor diesem Schicksalsschlag verschont geblieben, weil der Stein für mich zu schwer gewesen wäre?
«Alles hat einen Grund»
Noch so ein Spruch… Wobei mir diese Vorstellung bisher immer Halt gab. Es vermittelte mir eine Art Sinn und «Ordnung» im Leben. Auch den Tod meiner Mama konnte ich annehmen, weil es am Schluss eine Erlösung für sie war. Natürlich stellte ich mir auch die Frage, warum sie überhaupt krank wurde. Selbst dafür fand ich für mich eine Antwort und mein «Ordnungssystem des Lebens» funktionierte weiter. Als Manuel starb, suchte ich ebenfalls nach einem Grund und später nach einem Sinn. Ich brauchte irgendetwas, mit dem ich mir meine gedankliche Ordnung des Lebens, wieder herstellen konnte.
Frieden schliessen
Viele Gespräche mit meinem Mann, Fachpersonen und anderen Betroffenen, Lesen und Meditieren halfen mir irgendwann Frieden zu schliessen, mit dem was uns passierte. Was nicht heissen soll, dass ich damit einverstanden bin. Ganz und gar nicht. Aber ich kann es inzwischen annehmen und bin dankbar für die 37 Wochen und die wunderschöne, friedliche Geburt.
Ob ich das bei meinen beiden anderen Kinder jetzt auch könnte? Ich weiss es nicht. Die Vorstellung, ein Kind zu verlieren, das schon einen festen Platz in der Familie hat, mit dem ganz viele Erinnerungen verbunden sind und das «sichtbar» für alle ist, erscheint noch unmöglicher. Und trotzdem passiert es immer wieder. Ausserdem will ich nicht werten. Jede Trauer ist 100% für die trauernde Person und ist Schwerstarbeit.
Ich durfte schon einige Eltern kennen lernen, die diesen Schmerz aushalten müssen und diesen schweren Stein tragen. Ob sie jemals einen Sinn finden? Ich weiss es nicht. Kinder sollten nicht leiden müssen und nicht vor ihren Eltern sterben. Hier ist ein Fehler im System. Ich könnte jetzt auf den Seelenplan eines jeden Menschen eingehen und über so manch andere spirituelle Gedanken philosophieren. Das mach ich eigentlich sehr gerne, aber letztendlich ist der Verlust eines Kindes trotzdem kaum auszuhalten, unendlich traurig, schmerzhaft und ungerecht.
In diesem Sinne wünsche ich allen Eltern, die ein Kind gehen lassen müssen, dass sie nicht daran zerbrechen, ihm einen festen Platz in der Familie bewahren, nie aufhören von ihm zu erzählen und sich hin und wieder beim Steine tragen helfen lassen.
Alles Liebe
Petra
Admin - 09:03:51 @ Allgemein, Trauer | Kommentar hinzufügen
JeJetzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir m Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petratzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir am Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petra
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