An dieser Stelle teile ich einige meiner Erfahrungen und Gedanken über Trauer, Sterben und das Leben. Um zu informieren, inspirieren und vor allem zu enttabuisieren. Ich freue mich, wenn Du meine Beiträge kommentierst, teilst oder auch Wünsche für neue Themen einbringst.
Alles Liebe
Petra
2024-09-28
Wikipedia beschreibt Trauer als einen Gefühlszustand eines Menschen, der sich einstellt, nachdem ihm etwas nicht wieder gut zu Machendes widerfahren ist. Trauer ist jedoch nicht nur ein Gefühl der Traurigkeit, sondern so viel mehr! Sie tritt nicht nur im Zusammenhang mit Tod auf, sondern auch bei anderen einschneidenden Lebensveränderungen. Deshalb möchte ich heute ein paar Gedanken, Erfahrungen und fachliche Informationen dazu teilen.
Viel Freude beim Lesen!
Viele Fachpersonen haben die unterschiedlichsten Modelle, Aufgaben und Wege zum Umgang mit Trauer entwickelt, um diesen Ausnahmezustand zu beschreiben und in Worte zu fassen. Dies alles kann eine Orientierung sein und Halt geben, in einer Zeit in der es den meisten Trauernden an genau dem fehlt. Nichts davon ist jedoch als “Gebrauchsanleitung” für eine möglichst schnelle und einfache Trauerbewältigung anzusehen. Denn genauso wie wir Menschen, ist auch Trauer sehr individuell.
Trauer ist Schwerstarbeit.
Trauer ist Ausdruck von Liebe.
Trauer erschöpft.
Trauer ist befreiend.
Trauer verbittert.
Trauer verzeiht.
Trauer bewegt.
Trauer lässt die Welt stillstehen.
Trauer ist belastend.
Trauer macht einsam.
Trauer verbindet.
Trauer entzweit.
Trauer sprengt Grenzen.
Trauer setzt Grenzen.
Trauer führt zum Innersten.
Trauer schliesst eine Tür.
Trauer ist ein Neuanfang.
Trauer verändert.
Trauer zerstört.
Trauer beschuldigt.
Trauer nimmt Hoffnung.
Trauer schenkt Hoffnung.
Trauer ist unbegreiflich.
Trauer lässt zweifeln.
Trauer stellt Fragen.
Trauer ist ein Tabu.
Trauer überfordert.
Trauer ist unberechenbar.
Trauer braucht Zeit.
Trauer bringt Frieden.
Trauer ist bedeutend.
Trauer ist einzigartig.
Beim Wort “Trauer” denken die meisten von uns vermutlich an den Tod einer geliebten Person. Doch auch, wenn ein Haustier stirbt, wir unsere Arbeitsstelle verlieren, eine Trennung erleben oder Familienmitglieder/Freunde den Kontakt abbrechen, kann das bedeutende Spuren hinterlassen. Ebenso kann Trauer entstehen, wenn ein Mensch zwar noch lebt, aber durch eine Krankheit (z. B. Demenz) nicht mehr dasselbe Gegenüber für uns ist. Das ist mir wichtig zu erwähnen - auch wenn ich meinen Fokus hier vor allem auf Trauer aufgrund Tod lege - weil viele von uns sicher schon einmal mit Lebensumständen konfrontiert waren, die uns komplett überforderten ohne, dass dabei jemand starb. In all diesen Situationen erleben wir nicht selten ähnliche oder sogar dieselben Emotionen, wie bei einem Todesfall, auch wenn der Vergleich auf den ersten Blick übertrieben oder fast pietätlos erscheinen mag. Gefühle haben immer einen Grund und eine Berechtigung! Ebenso ist es möglich, dass uns der Tod eines Menschen kaum trifft, weil er uns nicht nahesteht, obwohl er zur engsten Familie gehört. Oder weil wir uns bereits lange vor dem definitiven Ende auf den Trauerweg begaben. Auch das darf sein und wir müssen uns dafür weder schämen, noch rechtfertigen. Es ist, wie es ist!
Kann man sich auf Trauer vorbereiten?
Ich denke, es ist sinnvoll, dass wir uns mit Sterben und Trauer von Zeit zu Zeit beschäftigen. Einerseits, um diese wichtigen Themen, die uns alle irgendwann treffen, nicht zu tabuisieren. Anderseits um nicht komplett überfordert zu sein, wenn wir auf Trauernde treffen. Ausserdem sollten wir unseren Kindern vorleben, dass Sterben zum Leben dazu gehört und Trauer eine «normale» Reaktion ist. So können wir ihnen einen möglichst «gesunden» Umgang damit beibringen. Gleichzeitig wird es uns alle wahrscheinlich mit voller Wucht treffen, wenn wir einen Herzensmenschen verlieren. Egal, wieviel wir schon über Trauer geredet, gelesen oder gehört haben. Allerdings verfügen wir dann zumindest schon über das Verständnis, dass Trauer viele Facetten hat und es nicht DEN einen richtigen Weg gibt.
Eine gute Freundin sagte mir vor kurzem, dass sie, seit ich Trauerbegleiterin bin, keine Angst mehr vor Trauer hätte oder zumindest immer mehr die Gewissheit entwickeln würde, dass man «es», so schmerzhaft es auch sein mag, überstehen kann. Diese Aussage hat mich sehr berührt, aber auch darüber nachdenken lassen, ob ich Trauer kleiner mache, als sie ist. Wobei ich bei jedem Gespräch mit Trauernden spüre, was der Verlust eines geliebten Menschen anrichten kann. Es bricht vielen fast das Herz und lässt alles ausweglos, ungerecht und sinnlos erscheinen. Trotzdem beobachte ich in meinen Trauerbegleitungen immer wieder, dass die bewusste Auseinandersetzung mit der Situation einen Prozess in Gang bringt. Schritt für Schritt und oft auch mit Rückschritten oder Stillstand. Entscheidend ist jedoch die Veränderung.
Manchmal frage ich mich auch, wie ich den Tod meines Sohnes überleben konnte. Dann erinnere ich mich an die Anfangszeit meines Trauerweges und habe wieder alle Bilder und Emotionen im Kopf. Ich hatte keinen Boden mehr unter den Füssen und zerbrach fast an meinem Schmerz. Dennoch überlebte ich diesen «Sturm» - mit wertvoller Unterstützung, Achtsamkeit und Geduld. Und ja, es wird «leichter», umso offener wir damit umgehen und umso öfter wir darüber sprechen.
Wann beginnt Trauer?
Trauer fängt oft schon lange vor dem eigentlichen Todesfall an. Nehmen wir die Diagnose Krebs. Ab diesem Tag verändert sich alles. Es zerbrechen Träume und Hoffnungen und es entstehen Ängste, Fragen und Überforderung. Selbst, wenn der Krankheitsverlauf noch hoffen lässt, sind wir mit dem möglichen Tod konfrontiert. Genau genommen sind wir das zwar tagtäglich, weil wir nie wissen, wann es so weit ist. Aber glücklicherweise belastet uns dieser Gedanke in der Regel nicht. Auch wenn wir ihm hin und wieder mehr Beachtung schenken dürften, um bewusster und achtsamer zu leben.
Eine lebensbedrohende Krankheit führt uns jedoch - von jetzt auf gleich - knallhart vor Augen, dass das Leben endlich ist. Spätestens wenn Fachpersonen von Palliativversorgung sprechen, führt kein Weg mehr an der Auseinandersetzung mit dem Tod und somit mit der eigenen Trauer, vorbei. Trauer um das Leben, das noch nicht fertig gelebt ist. Trauer um das Zusammenleben mit einer geliebten Person, die wir am liebsten niemals gehen lassen möchten. Manchmal verschliessen wir davor auch die Augen. Denken positiv. Schauen nach vorne. Reden nicht darüber. Ignorieren alle Vorzeichen, dass die Sanduhr bald abgelaufen ist.
Aus Angst. Aus Wut. Aus Trotz. Aus Verzweiflung. Ich bin eine absolute Befürworterin von positivem Denken – gar keine Frage! Aber lässt sich Trauer ignorieren? Für eine gewisse Zeit vielleicht schon. Manchmal halten wir den Schmerz und die Angst schlichtweg nicht aus und verdrängen deshalb alle negativen Gefühle. Trotzdem sollte der Moment des bewussten Abschiednehmens nicht durch die Ignoranz des Unausweichlichen versäumt werden.
Wie auch bei anderen Herausforderungen im Leben, hat jeder Mensch seine eigene Überlebensstrategie. Ob diese immer gesund, nachhaltig und sinnvoll ist, sei dahingestellt. Unser Gehirn greift in Extremsituationen auf Bekanntes und antrainierte Muster zurück. Das kann Halt und Orientierung geben. Gleichzeitig merken wir manchmal erst im Trauerprozess, dass wir unsere bisherigen Bewältigungsstrategien reflektieren und womöglich verändern sollten. Nicht selten kommen durch Schicksalsschläge unverarbeitete, in die Ecke geschobene Ereignisse, Glaubenssätze und immer wiederkehrende Verhaltensmuster zum Vorschein. Da jedoch jeder selbst die Verantwortung für sein Handeln und Denken trägt, bringt es nichts, seinen Weg anderen «aufzudrücken» oder sie zu irgendetwas zu drängen. Ich weiss, dass es eine grosse Herausforderung sein kann, zuzusehen, wie jemand, der einem am Herzen liegt, auf der Stelle tritt, den nächsten Schritt scheut oder ignoriert, was unübersehbar scheint. Trotzdem steht es uns nicht zu. Manchmal braucht es einfach Zeit oder die eine, alles verändernde Begegnung, Erkenntnis und eine grosse Portion Mut, um sich auf den Trauerweg zu machen.
Wann endet Trauer?
In meinen Augen endet Trauer nie ganz, sondern verändert sich lediglich. Wenn wir unseren geliebten Menschen zurückbekommen könnten, würden wir uns wohl auch nach vielen Jahrzehnten noch dafür entscheiden. Die akute Phase, die uns lähmt und in der es unmöglich ist, den Alltag zu bewältigen, endet irgendwann. Zumindest meistens. Es gibt auch Fälle der sogenannten «komplizierten Trauer», in denen Hinterbliebene auch nach längerer Zeit in ihrer Lebensführung sehr stark beeinträchtigt sind. In Fachkreisen ist davon die Rede, wenn u. a. die intensive Sehnsucht, soziale Isolation, Schuldgefühle, Ängste, Gereiztheit, Wut usw. sich auch nach sechs Monaten nicht verändern. Ich bin der Ansicht, dass diese Zeitspanne bei gewissen Schicksalsschlägen und je nach Begleitung durch diese schwere Zeit, fast etwas knapp angesetzt ist. Trotzdem sollten wir achtsam sein, wenn ein depressionsartiger Zustand kein Ende nehmen mag. Wann genau, ist wie alles in der Trauer sehr verschieden. Es sollte aber die Zeit kommen, in der es nach und nach Lichtblicke gibt und wir Möglichkeiten gefunden haben, um den Verlust in unser Leben zu integrieren und unseren Frieden damit zu schliessen. Wobei ich das nicht gleichstelle, mit «Einverstanden sein» damit. Wir dürfen noch darüber traurig sein, auch wenn wir den Tod bereits akzeptiert haben. Und natürlich darf es auch nach Jahren Situationen oder Tage geben, die uns aus dem Nichts an die Verstorbenen erinnern und vollkommen überfordern. Das kann eine unvorhergesehene Begegnung mit der besten Freundin der verstorbenen Tochter sein oder ein Lied, das uns an sie erinnert. Ebenfalls können Gerüche sehr viele Emotionen wecken. Zum Beispiel der Duft des Lieblingsparfums der verstorbenen Mama oder der Geruch der Pfeife, die der geliebte Opa immer rauchte. Genauso herausfordernd bleiben meist die besonderen Tage, wie z. B. der Geburtstag oder Todestag.
Vielleicht ist “Trauer” auf Dauer auch gar nicht das richtige Wort. “Vermissen” – das werden wir unseren Herzensmenschen sicher immer. Selbst, wenn er noch bei uns, aber durch eine Krankheit nicht mehr dasselbe Gegenüber für uns ist.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass Trauer mehr Platz in unserem Leben einnehmen darf. Dass Angehörige und Sterbende bereits frühzeitig in ihrer Trauer gesehen werden und dass wir Trauer nicht bewerten. Weil jede Trauer einzigartig ist.
Alles Liebe
Petra
Admin - 21:22:56 | Kommentar hinzufügen
JeJetzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir m Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petratzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir am Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petra
Die an dieser Stelle vorgesehenen Inhalte können aufgrund Ihrer aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt werden.
Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Diese Webseite verwendet Cookies, um Besuchern ein optimales Nutzererlebnis zu bieten. Bestimmte Inhalte von Drittanbietern werden nur angezeigt, wenn die entsprechende Option aktiviert ist. Die Datenverarbeitung kann dann auch in einem Drittland erfolgen. Weitere Informationen hierzu in der Datenschutzerklärung.