An dieser Stelle teile ich einige meiner Erfahrungen und Gedanken über Trauer, Sterben und das Leben. Um zu informieren, inspirieren und vor allem zu enttabuisieren. Ich freue mich, wenn Du meine Beiträge kommentierst, teilst oder auch Wünsche für neue Themen einbringst.
Alles Liebe
Petra
2025-04-10
In einer Zeit, in der häufig mehr Schatten als Licht herrscht und die nicht selten von Aussichtslosigkeit geprägt ist, möchte ich über Hoffnung sprechen. Weil Hoffnung der Antrieb unseres Lebens ist, aber in der Trauer oft kein Hoffnungsschimmer mehr erkennbar ist. Was bedeutet Hoffnung überhaupt? Wie entsteht sie und kann man Hoffen lernen? Gerne teile ich ein paar meiner Erfahrungen und Gedanken zu diesem Thema.
Viel Freude beim Lesen!
Hoffnung ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintreten wird, ohne dass wirkliche Gewissheit darüber besteht. Eine Emotion, die sich auf die Zukunft bezieht. Um ihre Zukunft fühlen sich viele Trauernde betrogen.
- Die Eltern, die schon das Kinderzimmer für ihr Baby eingerichtet hatten und nun neben einem leeren Babybettchen stehen.
- Die junge Frau, deren Verlobter kurz vor der Hochzeit an Herzversargen starb.
- Der frisch pensionierte Ehemann, dessen Frau innerhalb von drei Monaten an Krebs verstarb.
- Das 14-jährige Mädchen, deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen.
- Der Vater, der allein aus den Ferien zurückkommt, weil sein Sohn beim Klettern abstürzte.
- Die Mutter mit zwei kleinen Kindern, deren Mann sich das Leben nahm.
Von einem Moment auf den anderen zerplatzen Zukunftspläne, Wünsche und Träume. Nichts ist mehr wie vorher, alles erscheint aussichtlos und ohne Sinn. Hoffnungslosigkeit überschattet häufig den Alltag und jeden Gedanken an die Zukunft.
Wie soll das Leben nach so einem Schicksalsschlag weitergehen? Soll es überhaupt weitergehen? Wird es jemals wie vorher? Nein, wie vorher wird es nicht. Weil ein geliebter Mensch fehlt und eine Lücke da ist, ein Platz leer ist und es unwiderruflich bleibt. Manche Trauernde werden nach einer gewissen Zeit (oft schon nach ein paar Monaten) gefragt «Bist du immer noch traurig?» und antworten dann hoffentlich «Ja, er/sie ist ja auch immer noch tot.». Ja, auch nach Jahren dürfen wir noch traurig sein über unseren Verlust. Was nicht heissen muss, dass wir es jeden Tag sind. Vermissen werden wir unseren Herzensmensch sicher ein Leben lang. Irgendwann finden wir im besten Fall aber einen Weg mit unserer Trauer zu leben und wieder Hoffnung zu finden.
- Hoffnung auf bessere Zeiten
- Hoffnung auf Lichtblicke
- Hoffnung auf wieder mehr Leichtigkeit
- Hoffnung auf ein herzhaftes Lachen
- Hoffnung auf Glücksgefühle
- Hoffnung auf Vertrauen ins Leben
- Hoffnung auf Freude
- Hoffnung auf Unbeschwertheit
- Hoffnung auf Genuss
- Hoffnung auf Zufriedenheit
- Hoffnung auf neue Wege
- Hoffnung auf Verbundenheit
- Hoffnung auf Liebe
- Hoffnung auf inneren Frieden
Bis es so weit ist, ist es völlig «normal» und auch gesund, dass wir Zeiten von Hoffnungslosigkeit erleben und keinerlei Trost finden. So befassen wir uns mit unserer Trauer und allen Emotionen, die manchmal so schwer auszuhalten sind. Und Heilung kann geschehen. Was ich nicht gleichstelle mit Akzeptanz, auch wenn wir nichts ändern können an dem, was passiert ist. Trotzdem bedeutet Akzeptieren für viele Trauernde, dass sie damit einverstanden sind, dass der/die Verstorbene nicht mehr da ist. Natürlich ist es für mich nicht «okay», dass mein Sohn kurz vor der Geburt verstarb. Genauso wenig, dass meine Mama schon mit 66 Jahren gestorben ist und nicht all ihre Enkel kennenlernen durfte. Aber ich habe gelernt, ihren Tod anzunehmen und Frieden damit zu schliessen.
Damit die Seele und das Herz heilen können, braucht es Zeit, Bewusstsein und Vertrauen. Nach und nach, Schritt für Schritt und alles im eigenen Tempo. Alles andere wäre Verdrängung. Eine Zeit lang mag das funktionieren. Manchmal sogar über Jahre hinweg. Aber irgendwann holen uns ungefühlte Gefühle und ungeweinte Tränen ein. Vielleicht auch erst auf dem Sterbebett. Dann wäre es ja auch schon egal oder?! Das sehe ich anders! «Leicht» Sterben hängt in meinen Augen vor allem mit dem gelebten Leben zusammen. Wie habe ich mein Leben verbracht? Wie bin ich mit meinen Gefühlen, meiner inneren Stimme, meinen Gedanken und meinem Herzen umgegangen? Habe ich sie geachtet oder verdrängt? War ich glücklich? War ich echt? Oder legte ich eine Maske auf und versteckte mein Innerstes? All das hat so grossen Einfluss darauf, wie wir diese Erde verlassen. Mit sich im Reinen sein – das macht es aus.
Es gibt auch Todesfälle in unserem Umfeld, die uns nicht sehr belasten. Dann müssen wir natürlich nicht mehr daraus machen, als es für uns ist. Nur, damit wir auch ja «richtig» getrauert haben. Wenn wir genau «hinfühlen», merken wir sehr wohl, ob wir Emotionen verdrängen oder sie zulassen. Manchmal braucht es dazu vielleicht einen kleinen Hinweis von aussen, weil wir verlernt haben, achtsam mit uns zu sein. Immer im Stress, zugeschüttet mit Arbeit, von einem Termin zum nächsten, die Kinder, der Haushalt usw. Gar nicht so schwer, unangenehme Gefühle auszublenden und immer weiterzumachen oder?
Hoffnung und die Angst
Die Tiefenpsychologie beschreibt die Hoffnung als Ausdruck des Vertrauens, welches ein Mensch ins Leben hat. Hoffnung wurde uns sozusagen in die Wiege gelegt. Mit Vertrauen lässt sich leichter hoffen, dass etwas besser wird. Dieses Urvertrauen hängt vor allem mit Erfahrungen aus unserer Kindheit zusammen. Fanden wir damals bei unseren engsten Bezugspersonen Halt und Geborgenheit, förderte das unser Urvertrauen. War dem nicht so, ist der Weg des Vertrauens bis hin zur Hoffnung schwerer, aber dennoch möglich. Schon der Philosoph Bloch war der Meinung: Hoffnung könne gelernt werden und lernen sollte man sie, um der Angst zu begegnen und das Leben menschenwürdiger leben zu können.
Wir sollen also unseren Ängsten begegnen.
- Angst, nie mehr mit Weinen aufhören zu können, wenn wir die Tränen zulassen.
- Angst, den Schmerz nicht auszuhalten.
- Angst, in der Trauer zu versinken.
- Angst, die Verstorbenen «loszulassen» (wobei «loslassen» gar nicht nötig ist!).
- Angst, vor den Reaktionen des Umfeldes.
- Angst, «Schwäche» zu zeigen.
- Angst, dass andere verdrängte Verluste zum Vorschein kommen.
- Angst, ein neues Leben zu leben.
- Angst, allein mit der Trauer zu sein.
Einige dieser Ängste oder Bedenken begegnen fast allen Trauernden auf ihrem Weg. Manchmal reicht nur schon das Bewusstsein, dass es anderen Betroffenen ähnlich geht. Hierfür kann eine Trauer- oder Selbsthilfegruppe sehr hilfreich sein. Auch wenn wir alle unterschiedlich mit unseren Gefühlen und dem Verlust umgehen, kann ein Austausch inspirieren, Halt geben, Vertrauen schaffen und Hoffnung schenken.
Hoffnung braucht Zeit
Der Philosoph Seneca sagte einmal: «Wenn du klug bist, so mische eines mit dem anderen: Hoffe nicht ohne Zweifel und zweifle nicht ohne Hoffnung.»
Wir müssen also nicht von jetzt auf gleich voller Hoffnung sein, dass wir nach einer Fehlgeburt sicher wieder schwanger werden oder dass wir den Verlust unseres Partners überstehen und uns wieder neu verlieben. Genauso wenig müssen wir sicher sein, dass unsere Kinder den Tod ihres Papas verarbeiten. Wir dürfen zweifeln, hadern, Angst haben, wütend sein und keinen Plan haben, wie es weiter gehen soll. Wir dürfen uns erlauben, noch nichts zu entscheiden. Wir dürfen einfach sein und einen Tag nach dem anderen nehmen. Schritt für Schritt. Dem Körper und dem Herzen eine Pause gönnen.
In dem Buch «Verbunden für immer – Das Erinnerungsbuch für Eltern, die um ihr Baby trauern» beschreibt Vera Rösch einen Ausschnitt der Geschichte «Schritt für Schritt» von Michael Ende, in dem ein Strassenkehrer sagt:
«… Manchmal hat man eine sehr lange Strasse vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang, das kann man niemals schaffen, denkt man…. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst und zum Schluss ist man ganz ausser Puste und kann nicht mehr. Und die Strasse liegt immer noch vor einem. So darf man es nicht machen…. Man darf nie an die ganze Strasse auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.»
So ist es nicht nur in der Trauer, sondern in vielen herausfordernden Lebenssituationen. Betrachten wir den ganzen Berg, der vor uns liegt, erscheint er uns häufig unüberwindbar. Setzen wir uns hingegen Etappen-Ziele, würdigen diese und werfen auch immer wieder einmal einen Blick auf das bereits Erreichte zurück, fällt es uns leichter und wir gewinnen Vertrauen. Das wiederum nährt die Hoffnung. Hoffnung, die zu Beginn vielleicht kaum vorhanden war. Ein Etappen-Ziel in der Akutphase der Trauer kann z. B. sein, einmal am Tag eine warme Mahlzeit zu essen oder zu duschen. Eine Woche später gelingt es uns vielleicht schon täglich an die frische Luft zu gehen. Die Woche darauf wagen wir uns eventuell das erste Mal zum Einkaufen, zum Treffen mit einer Freundin oder erlauben uns endlich die Wut zuzulassen, die wir seit dem Abschied der/des Verstorbenen in uns tragen.
Um in der Trauer überhaupt wieder Lichtblicke zu erkennen, kann es helfen täglich zu notieren, für was wir dankbar sind, z. B. in Form eines Dankbarkeitstagebuches. Am Anfang fällt das meist gar nicht so leicht. Was soll in der aktuellen Situation schon positiv sein? Es sind jedoch die kleinen Dinge, die nach und nach Hoffnung erwecken können. Sei es der Schmetterling, der einen beim Waldspaziergang begleitet hat, das Mittagessen, das die Nachbarin vor die Tür stellte, der Regenbogen am Himmel, die Freundin, die täglich anruft, die Tulpen, die im Garten blühen oder das unerwartete, herzliche Gespräch an der Kasse beim Einkaufen. Umso mehr wir unseren Fokus auf solche Momente legen, um so mehr öffnen wir unser Herz für positive Erlebnisse und verspüren Dankbarkeit.
Ebenso kann es guttun, sich mit neuen Aufgaben zu befassen. Sei es das Kellerentrümpeln, das Aufpassen auf das Enkelkind, den langersehnten Motorrad-Führerschein zu machen oder das Spazierengehen mit dem Hund der älteren Nachbarin, die selbst nicht mehr in der Lage dazu ist. Nicht selten entstehen aus Schicksalsschlägen sinnstiftende, erfüllende Tätigkeiten oder sogar das Finden seiner Berufung.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Hoffnung ist, Hilfe anzunehmen. Das muss gar nicht unbedingt eine Trauerbegleitung oder Psychotherapie sein. Nur schon Gespräche mit Freunden und der Familie, in denen wir unseren Gefühlen Raum geben, sind bedeutend. Lassen wir sie teilhaben an unserem Leben, das momentan in Trümmern liegt. Auch wenn sich die Welt um uns herum weiterdreht, müssen wir mit unserem Schmerz nicht allein zurechtkommen. Wir dürfen das Angebot der Freundin annehmen, zu jeder Uhrzeit anzurufen oder zum Abendessen zu kommen, uns etwas vom Einkaufen mitbringen zu lassen oder gemeinsam die Unfallstelle nochmals zu besuchen. Das schafft Verbindung, Nähe und Vertrauen. Vertrauen, dass uns jemand Halt gibt und eine Stütze ist, wenn wir es brauchen.
Auch Selbstfürsorge wird in der Trauer oft vernachlässigt. In dieser kräftezerrenden Zeit wäre es jedoch besonders wichtig, auf seine Bedürfnisse zu achten und sich etwas Gutes zu tun. Sei es ein warmes Bad, ein Spaziergang in der Natur, regelmässiges Essen oder Ruhephasen. In meinen Trauerbegleitungen erlebe ich immer wieder, dass Trauernde gar nicht benennen können, was Ihnen guttun würde und was sie zu Kräften kommen lässt. Hierfür gibt es z. B. einfache Achtsamkeitsübungen, um sich selbst wieder näher zu sein.
Hoffnung allein löst noch nicht all den Schmerz und die Trauer, die wir erleben, wenn jemand Nahestehender stirbt. Aber Hoffnung lässt uns weiterleben. Auch, wenn es ein neues Leben ist. Und manchmal entstehen nach tragischen Schicksalsschlägen ganz unerwartet ganz wundervolle Dinge.
In diesem Sinne wünsche ich allen Trauernden den Mut, ihren Gefühlen zu begegnen, die Geduld, um das Vertrauen ins Leben zurückzugewinnen und somit den Weg zur Hoffnung Schritt für Schritt zu gehen. Auch wenn immer eine Lücke bleiben wird und nichts mehr ist, wie es einmal war.
Alles Liebe
Petra
Admin - 21:29:02 @ Allgemein, Trauer | Kommentar hinzufügen
JeJetzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir m Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petratzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir am Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petra
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