An dieser Stelle teile ich einige meiner Erfahrungen und Gedanken über Trauer, Sterben und das Leben. Um zu informieren, inspirieren und vor allem zu enttabuisieren. Ich freue mich, wenn Du meine Beiträge kommentierst, teilst oder auch Wünsche für neue Themen einbringst.
Alles Liebe
Petra
2025-06-09
«Tut sterben weh?»
«Wie sieht ein Sarg von innen aus?»
«Kann uns Oma von «da oben» sehen?»
«Fressen einen die Würmer unter der Erde im Sarg auf?»
«Und wieso sterben wir überhaupt?»
Solche Fragen stellen Kinder - vorausgesetzt, wir sprechen mit ihnen über den Tod. Das vermeiden die meisten Erwachsenen aber eher. Warum eigentlich? Aus Unsicherheit, Angst oder aus Schutz? Natürlich gibt es einfachere und fröhlichere Themen im Familienalltag und trotzdem gehört Sterben zum Leben dazu. Was nicht bedeuten soll, dass wir täglich über Sterben, Tod und Trauer reden müssen. Ich möchte heute aber darüber sprechen bzw. schreiben, weil Kinder viel häufiger mit dem Tod konfrontiert sind, als wir denken. Sei es, wenn sie auf dem Schulweg einen toten Vogel entdecken, ihre geliebte Katze stirbt oder wenn sie durch Medien immer wieder in Verbindung mit der Sterblichkeit kommen. Vor allem aber werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit noch vor dem Erwachsenenalter eine nahestehende Person verlieren.
Grund genug, sich als Eltern, Bezugspersonen, Lehrer usw. einmal mit diesem Thema auseinander zu setzen, oder? Ich wünsche dir viel Freude beim Lesen und freue mich auf Fragen, Rückmeldungen und Anregungen!
Gründe für Kindertrauer
Das Naheliegendste ist wohl der Tod eines geliebten Menschen oder des Haustieres. Aber auch bei einer Scheidung, einem Umzug oder bei einem Klassen-/Schulwechsel können Kinder Trauer empfinden. Zieht z. B. die beste Freundin um oder das Kind wiederholt die Klasse, zerbrechen oft Freundschaften und der gewohnte Alltag fällt weg. Ganz zu schweigen von der Herausforderung und den vielen Emotionen, wenn sich Mama und Papa trennen. Hier ist es wichtig - wie bei einem Todesfall - achtsam zu sein und das Kind zu ermutigen, seine Gefühle auszudrücken und darüber zu sprechen.
Bevor ich darauf eingehe, wie wir Kinder in ihrer Trauer unterstützen können, möchte ich zunächst aufzeigen, wie sich das Verständnis und Empfinden für den Tod bzw. einen Verlust in den unterschiedlichen Altersgruppen äussern kann. Da sich jedes Kind ganz individuell entwickelt, gelten die folgenden Angaben lediglich als grobe Anhaltspunkte.
Kinder unter 3 Jahren
Die Endgültigkeit ist in diesem Alter noch nicht greifbar und auch eine realistische Vorstellung von Krankheit oder Tod ist noch nicht möglich. Kinder unter drei Jahren reagieren vor allem auf ihr Umfeld, ahmen nach und prägen sich das Verhalten ein. Sie nehmen die Abwesenheit einer engen Bezugsperson, Stimmungen und Veränderungen deutlich wahr und sind verunsichert, wenn zwar keiner weint, aber der Papa trotzdem «komisch» ist. Umso wichtiger ist das Bewusstsein, dass wir Vorbilder sind und es bedeutend ist, wie wir mit Trauer umgehen. Weil wir Verantwortung tragen!
Kinder zwischen 3 und 5 Jahren
Im Kindergartenalter wird der Tod als lange Abwesenheit verstanden. Sie vermissen z. B. die Mama sehr und es kann sich eine Art «Heimweh-Gefühl» einstellen. Nicht selten wird immer wieder nach der Rückkehr der Verstorbenen gefragt. Das zeigt, dass die Endgültigkeit noch nicht nachvollziehbar ist.
Oft entstehen Trennungsängste, denen unbedingt Beachtung geschenkt werden sollte! Sei es, dass beispielsweise wieder eine Einschlafbegleitung nötig ist, sie den Kindergartenweg nicht mehr allein bewältigen können oder nicht mehr bei engen Bezugspersonen bleiben möchten. Auch Sprachstörungen (z. B. Stottern, Verstummen oder Babysprache) sowie sonstige Entwicklungsrückschritte, wie plötzliches Einnässen sind keine Seltenheit. Die Trauer kann sich auch körperlich, in Form von Ohren- oder Bauchschmerzen, Nägelkauen oder Zähne knirschen äussern. Hier helfen vor allem Zuwendung, Geduld, Verlässlichkeit und kleine Anker für den Alltag (z. B. ein Glücksstein, das Lieblingskuscheltier, ein Mut-Armband usw.), um Vertrauen und Halt zu schaffen.
Der Tod anderer wird in diesem Alter zwar wahrgenommen, sich selbst empfinden sie allerdings noch als unsterblich.
Kinder zwischen 6 und 9 Jahren
Grundschulkinder erkennen langsam, dass alle Menschen (und Tiere) sterben müssen. Ihren eigenen Tod nehmen sie jedoch noch weitestgehend davon aus. Die Endgültigkeit wird greifbarer, ist aber noch schwer zu verstehen.
Der Tod beginnt sie zu faszinieren und sie stellen ihn sich häufig als Skelett, Geist oder Sensenmann vor. Kinder in diesem Alter haben eine Menge Fragen und wollen alles ganz genau wissen (z. B. «Was passiert bei einer Beerdigung?», «Tut das Verbrennen weh?», «Kann man die Seele sehen?», «Wann stirbst du?»). Hier gilt es geduldig, ehrlich und kindgerecht zu antworten. Gar nicht so leicht – ich weiss. Es gibt Fragen, auf die wir vielleicht nicht sofort eine passende Antwort haben. Das ist gar nicht schlimm. Wichtig ist, zu erklären, dass wir uns darüber erst Gedanken machen oder informieren müssen. Das vermittelt Sicherheit, Verlässlichkeit und Interesse. Eine andere Möglichkeit wäre, zusammen mit dem Kind die Antwort zu erforschen oder direkt nach ihrer Meinung zu fragen. Oft entstehen dabei ganz wundervolle und kreative Ideen!
Die Trauer der 6- bis 9-Jährigen ist häufig von verschieden Ängsten (z. B. Angst im Dunkeln oder Verlustangst) geprägt. Diese sollten wir nicht abwerten, sondern ernst nehmen und darauf eingehen.
Kinder zwischen 10 und 13 Jahren
Sie begreifen den Tod als etwas sehr Einschneidendes und Endliches. Ihnen ist bewusst, dass jeder Mensch (auch sie) und jedes Tier sterben muss. Die endgültige Dimension und das ganze Ausmass sind häufig noch nicht ganz nachvollziehbar.
Sinnfragen, wie «Was für einen Sinn hat das Leben?», «Gibt es ein Leben nach dem Tod?», «Hat alles einen tieferen Sinn?» spielen eine zentrale Rolle. Nicht immer werden diese Fragen direkt gestellt. Manche Kinder/Teenager ziehen sich auch zurück und machen alles mit sich selbst aus. Hier empfiehlt es sich alternative Kommunikationswege zu suchen, um in Verbindung zu bleiben. Sei es z. B. ein gemeinsamer Kletterausflug, Sport, Handwerken, Zeichnen oder gemeinsames Kochen.
Oft reagieren Mädchen und Jungs in diesem Alter auf ihren Verlust mit Wut, Aggressionen oder Ablenkung. Auch die Schule wird teilweise vernachlässigt. Manche hingegen verhalten sich auffallend erwachsen.
Typische körperliche Symptome können Kopfschmerzen, Übelkeit und Verdauungsprobleme sein.
Ab 14 Jahren
Ab diesem Alter gibt es kaum noch eine Unterscheidung zu der Trauer von Erwachsenen. Die Endlichkeit und der Verlust sind greifbar. Der Tod wird als unausweichliches und endgültiges Ereignis wahrgenommen sowie als dauerhafter Verlust des Herzensmenschen begriffen. Es stehen religiöse, spirituelle und philosophische Fragen im Mittelpunkt. Jugendliche befinden sich in der Selbstfindung und entwickeln ihr eigenes Wertesystem.
Häufig reagieren sie mit Neugier und Interesse auf das Thema Tod. Gleichzeitig mit Angst und Unsicherheit. Deshalb benötigen sie detaillierte Informationen und Miteinbezug in alle Abläufe, um für sich ihren individuellen Umgang mit der Trauer zu finden. Selbstverständlich sollte dies bei allen Altersgruppen auf kindgerechte Weise erfolgen.
Es kommt vor, dass Jugendliche desinteressiert, gleichgültig oder gar gefühllos wirken, wenn eine nahestehende Person stirbt. Das ist meistens auf Unsicherheit, Angst oder auch die allgemeine Überforderung auf dem Weg zum Erwachsenwerden zurückzuführen. Auch das Schweigen ist nicht immer leicht auszuhalten. Trotzdem sollten Eltern akzeptieren, wenn sie nicht die erste Anlaufstelle in der Trauer sind. Stattdessen können Lehrer, Trainer, Gotti/Götti oder auch Freunde wichtige Gesprächspartner sein und sollten miteinbezogen werden. In Kinder- und Jugendtrauergruppen können ebenfalls sehr wertvolle Kontakte für einen gegenseitigen Austausch entstehen.
Nach einem Todesfall belasten junge Menschen nicht selten schwere Schuldgefühle. Es wird nach einer Begründung gesucht und wie so oft, beziehen Kinder und Jugendliche Unerklärliches auf sich. Wichtig ist, dass immer wieder kommuniziert wird, dass sie keinerlei Schuld trifft! Bereits 5-Jährige können sich mit dem Gedanken quälen, dass die Mama vielleicht noch leben würde, wenn sie sich nicht so oft über das unaufgeräumte Zimmer hätte ärgern müssen.
Auch über mögliche Konsequenzen (z. B. die finanzielle Situation nach dem Tod des Papas) sorgen sich manche Teenager («Können wir uns den Reitunterricht oder die Sportschule noch leisten?»). Es kann vorkommen, dass sie von sich aus Hobbys beenden oder Freizeitaktivitäten absagen. Hier ist ein Aufzeigen der Verantwortung von grosser Bedeutung, damit Jugendliche nicht Rollen einnehmen, die sie überfordern. Die Verantwortung tragen immer wir Erwachsene!
Pfützen springen
Das sogenannte «Pfützen springen» beschreibt sinnbildlich, wie Kinder immer wieder in die Pütze (Trauer) eintauchen und genauso schnell wieder rausspringen. So kann es vorkommen, dass Kinder plötzlichen zu weinen anfangen, Fragen stellen und Zuwendung benötigen, weil sie die verstorbene Person so vermissen und kurz darauf lachend aufspringen, weil sie einen Regenwurm entdecken. Sie leben im Moment und eine langanhaltende Trauerreaktion würde zu Überforderung führen. Dieser abrupte Gefühlswechsel verunsichert viele Erwachsene und wird häufig nicht als Trauer wahrgenommen. Jedoch kann ein Kind nur so viel trauern, wie es versteht. Umso mehr das Verständnis für den Tod wächst, umso intensiver tritt meistens auch die Trauer auf oder verändert sich an bedeutenden Wendepunkten im Leben. Da können beim Schuleintritt, bei einer Abschlussfeier, einer Schulaufführung, beim ersten Liebeskummer oder auch später bei der Hochzeit unerwartet sehr starke Emotionen auftreten. In diesen Momenten kann es tröstlich sein, die verstorbene Person präsent sein zu lassen, indem z. B. ein Foto der Mama in die Schultasche gepackt, mit Papas Lieblingskugelschreiber die Abschlussprüfung geschrieben oder bei der Schulaufführung die Haarspange der verstorbenen Schwester getragen wird. Und selbstverständlich sollten wir nie aufhören von ihnen zu sprechen und sie so in der Erinnerung unserer Kinder weiterleben lassen.
Gleichzeitig sind trauerfreie Zonen dringend nötig. So kann es vorkommen, dass nach dem Tod eines Familienmitgliedes bereits am nächsten Tag der Wunsch geäussert wird, wieder den Kindergarten oder die Schule zu besuchen oder ins Fussballtraining zu gehen. Das ist kein Ausdruck von Gleichgültigkeit, sondern verleiht den meisten Kindern Sicherheit und Halt. In einer Zeit, in der plötzlich alles anders ist.
Kinder in der Trauer unterstützen
Von grosser Bedeutung ist in meinen Augen, dass wir Kindern einen gesunden Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer beibringen und vor allem vorleben. Dafür sollten wir zum einen damit aufhören, unsere Gefühle vor ihnen zu verbergen. Ja, wir dürfen vor ihnen weinen und gleichzeitig erklären, was wir fühlen und warum. Nur so verstehen sie die Situation und lernen, dass Trauer eine normale Reaktion auf den Tod eines geliebten Menschen ist. Wie schrecklich und vor allem seltsam wäre es, wenn keiner weinen würde, wenn der Papa stirbt? So suggerieren wir einen völlig falschen Umgang mit einer wirklich traurigen Situation. Natürlich dürfen wir in unserer eigenen Verzweiflung und Traurigkeit niemals die Verantwortung unseren Kindern gegenüber vergessen. Was eine echte Herausforderung sein kann. Es darf jedoch nicht dazu kommen, dass Kinder meinen, für uns besonders stark, tapfer, lieb, lustig oder dergleichen sein zu müssen, damit es uns besser geht. Das ist nicht ihre Aufgabe und wir sollten achtsam sein, dass sie diese Rolle niemals für längere Zeit einnehmen. Darum sollten wir sie immer wieder ermutigen, über ihre Empfindungen zu sprechen und alle ihre Fragen zu stellen. Hierfür bieten z. B. Kindertrauerbücher eine schöne Möglichkeit.
Miteinbeziehen
Ein weiterer essenzieller Punkt ist das Miteinbeziehen in die Situation. Bereits beim Erhalt einer lebensbedrohlichen Diagnose brauchen Kinder Informationen und Ehrlichkeit. Weil sie merken, dass etwas nicht stimmt und sie das verunsichern kann. Natürlich kindgerecht, aber nur so spüren sie Vertrauen, Halt und Sicherheit. Ja, am liebsten würden wir sie vor solchen Nachrichten beschützen und fernhalten. Wenn aber die Mama, der Papa, die Grosseltern oder eine andere enge Bezugsperson im Sterben liegt, haben sie ein Recht drauf, das zu erfahren. Um Fragen zu stellen - auf die sie ehrliche Antworten bekommen, sich auf ihre Art damit auseinanderzusetzen und sich letztendlich zu verabschieden. Das bedeutet auch, dass wir sie nicht ausschliessen! Weder von der Beerdigung noch vom letzten Besuch der Verstorbenen. Häufig begegnen Kinder Toten ohne Berührungsängste und Hemmungen. Ganz anders als die meisten Erwachsenen. Selbstverständlich braucht es eine Begleitung und Vorbereitung auf den Anblick eines toten Menschen. Ist dies gegeben und wir überlassen ihnen die freie Entscheidung, kommt es fast immer zu sehr berührenden und liebevollen Momenten. Zudem begreifen Kinder den Tod leichter durch Anfassen (und merken, dass der Körper kalt ist) und Beobachten (z. B. dass die Fingernägel blau sind und der Brustkorb sich nicht mehr hebt). Damit komme ich zu einem weiteren Punkt:
Fragen!
Oft machen wir uns so viele Gedanken darum, was richtig und zumutbar ist. Dabei vergessen wir, dass Kinder in der Regel recht genau wissen, was sie wollen und was nicht. Fragen wir sie doch einfach, ob sie den verstorbenen Bruder nochmals sehen möchten oder ob sie zur Beerdigung ihrer Lehrerin gehen möchten. Bei einem “Nein” dürfen wir noch einmal fragen. Fragen, ob ihnen etwas Angst macht oder sie verunsichert. Nicht um sie zu drängen, sondern weil nicht selten Informationen fehlen, um so eine bedeutende Entscheidung treffen zu können. «Wie sieht ein toter Mensch aus?», «Was macht man überhaupt auf einer Beerdigung?» - alles Fragen, die für uns klar sind. Nicht aber für Kinder.
Noch immer hält sich der Irrglaube, dass Beerdigungen nichts für (kleine) Kinder wären. Weil sie stören könnten? Weil sie uns nicht weinen sehen sollen? Weil sie nicht verstehen, was dort passiert und es sie überfordern könnte? Ich sehe das inzwischen anders. Ja, es ist ein besonderer und bedeutender Moment für alle Anwesenden. Gleichzeitig fehlt für viele Kinder ein Puzzlestück, wenn sie nicht dabei sein durften, als der geliebte Opa beerdigt wurde. Dieser letzte Abschied sollte niemandem verwehrt werden. Selbst Babys und Kleinkinder gehören in meinen Augen dazu, weil sie Teil des Lebens der Verstorbenen waren. Eventuell kann ja eine Begleitperson anwesend sein, die sich um das Kind kümmert, falls es unruhig werden sollte. Manche Kinder möchten sogar bei der Beerdigung mitwirken. Sei es beim Verteilen von Liedblättern, Taschentüchern oder Vortragen eines Gedichtes. Oft unterschätzen wir sie und übertragen unsere eigenen Hemmungen und Unsicherheiten. Auch im Voraus gibt es einige kindgerechte Möglichkeiten zum Mitwirken, wie das Bemalen der Urne/des Sarges, das Auswählen der Kleider oder eine selbstgemachte Beigabe für den Sarg. Rituale, wie einen Ballon steigen lassen, eine Kerze anzünden, das Grab besuchen, der verstorbenen Mama täglich zusammen «Gute Nacht» sagen, können Halt und Orientierung geben. Stirbt ein enges Familienmitglied, sollten die Kinder auch in die zukünftige Planung von besonderen Tagen miteinbezogen werden. Soll es weiterhin Raclette an Silvester geben, weil das Mama immer so gerne mochte oder soll bewusst ein neues Menü ausgewählt werden? Auch hier gilt: Fragen!
Eine klare, offene und ehrliche Kommunikation ist im Umgang mit Kindern allgemein wichtig. Ganz besonders im Umgang mit Trauer. Damit es nicht zu Missverständnissen und Verunsicherungen kommt. Ein Satz wie «Die Oma ist friedlich eingeschlafen» mag für uns eine sanfte Formulierung sein, welche allerdings Ängste beim Einschlafen auslösen oder das Gefühl erwecken könnte, dass die Oma im Sarg unter der Erde wieder aufwacht. Besser: «Die Oma ist gestorben». Sollte das Verständnis dafür fehlen, fragen Kinder in der Regel nach und wir können genauer erklären, dass das Herz aufgehört hat zu schlagen und Oma tot ist. Selbstverständlich können weitere Fragen folgen, auf die wir dann altersentsprechend antworten.
Verliert ein Schüler oder eine Schülerin eine nahestehende Person, sollten auch die Lehrpersonen in Kenntnis gesetzt werden, um beim Informieren der Klasse oder bei verändertem Verhalten wie z. B. Rückzug oder Aggressionen unterstützend zur Seite zu stehen. Oft werden Kinder gelobt, weil sie so tapfer sind, nicht weinen und der Mama keine Sorgen bereiten. Unauffälligkeiten nach einem schweren Schicksalsschlag (z. B. dem Tod des Vaters) sind jedoch der beste Grund für Auffälligkeit! Jedes Kind reagiert anders auf Veränderungen. Reagiert ein Kind jedoch gar nicht auf so eine Ausnahmesituation, ist es oft ein Anzeichen dafür, dass es die Trauer nicht zulässt bzw. nicht den Raum dafür bekommt.
In diesem Sinne, wünsche ich allen Kindern, dass sie in ihrer Trauer gesehen, ernst genommen und gut begleitet werden. Allen Erwachsenen möchte ich Mut zusprechen, um der Trauer einen Platz in der Familie einzuräumen und ihren Kindern die Sicherheit zu vermitteln, gemeinsam einen individuellen Umgang damit zu finden. Weil die ersten Trauererfahrungen prägend sind und unvergessen bleiben!
Alles Liebe
Petra
PS.: Hier noch ein paar Buchempfehlungen zum Thema Kinder- und Jugendtrauer:
- Knietzsche und der Tod (Anja von Kampen)
- Geht sterben wieder vorbei? (Mechthild Schroeter-Rupieper)
- Leb wohl, lieber Dachs (Susan Varley)
- Was mach ich nur mit meiner Trauer? (Dagmar Geisler)
- Ein Ort für meine Traurigkeit (Anne Booth)
- Louis, du darfst traurig sein! (Rebekka Baumann-Fuchs)
- Der Baum der Erinnerung (Britta Teckentrup)
- Das Dunkle und das Helle (Kerstin Haus)
Admin - 14:10:22 @ Allgemein, Sterben, Trauer | Kommentar hinzufügen
JeJetzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir m Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petratzt ist es tatsächlich soweit – mein erster Blog-Beitrag ist fertig! Und wie so oft im Leben, ist er ganz anders geworden, als ursprünglich geplant. Aber das ist in Ordnung und ich verlasse mich da auch in Zukunft gerne auf meine Intuition. Das heutige Thema liegt mir am Herzen, weil mir dadurch meine Haltung zum Leben und Sterben wieder einmal bewusst wurde und ich so den gedanklichen Stein für mein Wirken als Sterbe- und Trauerbegleiterin ins Rollen brachte. Ich hoffe, dass es dich nicht abschreckt, sondern eher inspiriert und auf positive Weise zum Nachdenken anregt.
«Stell dir vor, du hättest nur noch 24 Stunden zu leben»
Das war meine erste Aufgabe in der Ausbildung zur Sterbe- und Trauerbegleiterin. Puuh, was für ein sanfter Einstieg! Wie würde ich meinen letzten Tag gestalten? Eine Party feiern? Alle Menschen, die mein Leben bereichert haben, nochmal treffen? Lieber nur mit meinen Kindern und meinem Mann die letzten Stunden verbringen? Vielleicht noch irgendetwas Ausgefallenes, Verrücktes erleben? Oder für mich allein sein? So viele Möglichkeiten und doch so wenig Zeit. Würde ich überhaupt wissen wollen, dass ich bald sterbe? Was würde es ändern? All diese Fragen haben mich zum Nachdenken gebracht - über mich, mein Leben, mein Umfeld, meine Einstellung zum Leben und zum Tod.
Ich habe keine Angst vor dem Sterben. Auch um meinen Mann oder meine Schwester müsste ich mir keine Sorgen machen. Sie wären traurig, ja. Aber sie würden irgendwie ohne mich zurechtkommen. Jedoch meine beiden Kinder zurückzulassen und ohne Mama aufwachsen zu wissen, würde mir das Herz brechen. Es wäre einfach noch zu früh.
«Schreibe einen Abschiedsbrief»
Bei der zweiten Aufgabe, einem Abschiedsbrief an meine Tochter und meinen Sohn, rollten hemmungslos die Tränen. Es erscheint unmöglich in einem Brief all meine Liebe zum Ausdruck zu bringen und alles zu sagen, was ich ihnen mit auf den Weg geben will. Zum ersten Schultag, bei ihrem ersten Liebeskummer, ihrer Hochzeit, zur Geburt ihrer Kinder... Unendlich viele Momente, in denen ich einfach sagen möchte «Ich liebe dich und ich bin stolz auf dich!». Es folgten noch weitere Briefe an die wichtigsten Menschen in meinem Leben. In jedem einzelnen ging es dabei auch um meine Kinder. Diese bedingungslose, reine und tiefe Liebe macht mich so dankbar. Vor allem, weil es nicht in meiner Hand liegt, wieviel Zeit mir mit ihnen geschenkt wird.
«Lebe ich MEIN Leben?»
Eine Frage, die mich seit diesem ersten Ausbildungswochenende in regelmässigen Abständen immer wieder begleitet. Glücklicherweise kann ich sie momentan mit «JA» beantworten. Ich liebe mein Leben und bin zufrieden. Diese Erkenntnis ist beruhigend, denn wer weiss schon, wann die Sanduhr abgelaufen ist?
Natürlich ist nicht immer alles rosarot und eitel Sonnenschein, aber ich mag mein Leben. Das Mama- und Ehefrausein, meiner Berufung als Trauerbegleiterin nachzugehen und manchmal gegen den Strom zu schwimmen. Mein grosses Ziel ist es, nicht erst auf dem Sterbebett «aufzuräumen», sondern bereits auf meinem Lebensweg zu lieben, achtsam und intuitiv durch die Welt zu gehen, zu verzeihen, auszusprechen, was ich zu sagen habe und Frieden zu schliessen mit dem, was war, was ist und was kommt.
Der Tod meines Sohnes Manuels vor fünf Jahren hat hier Grosses bewirkt. Nichts passiert «einfach so». Auch wenn wir manchmal den Grund dafür nicht (oder noch nicht) nachvollziehen können oder vielleicht auch gar nicht wollen. Deshalb ist es mir so wichtig, mein Leben «à la Petra» zu leben und nicht nach den Vorstellungen anderer. Ich möchte in meinen letzten Stunden positiv, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht auf meine Lebensgeschichte zurückblicken. Und mich auf ein Wiedersehen mit meiner Mama und Manuel freuen.
In diesem Sinne wünsch ich dir, dass du DEIN Leben lebst und vielleicht magst du ja teilen, wie du deine letzten 24 Stunden verbringen würdest.
Alles Liebe
Petra
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